Metalkunst
Metallische Strukturelemente
Zukünftiger Gebrauch – Vorschläge
In Rethymnon kommen die Eisenstäbe nahe aneinander zu liegen. Beliebte Motive sind Schnecken und Herzen. Die Motive werden oft wiederholt und stellen ein harmonisches Bild mit eindrücklichen Effekten dar. Interessant ist, dass diese Motive, die bei fast allen Gittern vorkommen, immer wieder neue Muster herbeizuzaubern vermögen. Typisch ist, dass für Balkongitter meist rechteckige Stäbe benutzt werden, wobei die schmale Seite zu sehen ist.
Eine andere Art von Eisenstäben werden für die Balkone benutzt, v.a. in Rethymnon und Hania, wo die Balkone zum architektonischen Stil vieler Häuser gehören. Es ist schwierig, bei Balkonen von Motiven der Renaissance zu sprechen. Es ist aber fast sicher, dass die Balkone in der Renaissance mit Eisenstäben abgesichert wurden.
Die gehämmerten Metallstücke und die Balkongitter werden auf dieselbe Art hergestellt. Verschiedene Gieβformen werden zum Formen der noch glühenden Eisenstäbe benutzt, damit sie die gewünschte Form annehmen. Die Eisenstäbe werden je nach Motiv mittels Nägeln oder dünnen Drähten zusammengehalten und anschlieβend in noch glühendem Zustand in einen Rahmen gehämmert. Es kommt nicht selten vor, dass für das gleiche Balkongeländer verschieden dicke Eisenstäbe benutzt wurden.
Die Fenstergitter und Balkongeländer, egal ob sie vor langer Zeit hergestellt wurden oder in der neuklassischen Zeit alte ersetzten, wurden von einheimischen Handwerkern hergestellt, die das Handwerk von ihren Vorfahren erlernten. Wie immer auch ein Handwerk von einer Epoche oder einem Trend beeinflußt wird, die Eingebung und das Talent eines Handwerkers sind immer ersichtlich.
5. Ähnliche Gitter-Kompositionen sind bei venezianischen und klassizistischen Gebäuden in vielen italienischen Städten zu sehen.
Bei Renovationen alter Häuser so wie bei Neubauten werden auch heute noch gehämmerte Eisengegenstände verwendet.
Auf Kreta, einer Insel mit langjähriger architektonischer Tradition sind Renovationen bei historisch wertvollen Gebäuden in den Städten so wie verschiedener Monumente wie Schlösser und Burgen, venezianische Herrenhäuser, Kirchen und Klostern etc. unerläßlich. Aus ästhetischen, historischen und wirtschaftlichen Gründen müssen wir diese Beispiele der Architektur am Leben erhalten. Diese Bauten aus lang vergangenen Zeiten geben die Mentalität, Kultur, Geschichte und die Atmosphäre jener Zeiten wider. Sie sind Motivation für neues schafferisches Denken. Mit ihrer interessanten und sorgfältig verarbeiteten Kompositionen erfreuen sie zugleich das Auge der Einheimischen und der Besucher. Ihr Bestehen hat aber noch einen tieferen Sinn. Sie widerspiegelt die Beziehung der Einwohner zur Stadt und ihrer Geschichte, eine Beziehung, die droht unterzugehen in der unerbittlichen Katastrophe der alten architektonischen Zeugen in ganz Griechenland.
Mit der Renovation alter Gebäude können gleichzeitig auch alltägliche Probleme gelöst werden, und erst noch günstig, wie zum Beispiel die Wohnungsknappheit.
Die gehämmerten Metallgegenstände wie Scharniere, Fenstergitter oder aber Balkongeländer erwuchsen aus der Notwendigkeit und architektonischen Modetrends anderer Zeiten. Deshalb wäre eine unbegrenzte Förderung dieser Tradition in der heutigen Zeit unbegründet.
Die Scharniere, die Zemberes-Schlösser, die einfachen Schlösser, die Querbalken wurden in der modernen Architektur durch neue und sicherere Techniken ersetzt, die zudem einfacher sind in ihrer Anwendung. So raten wir bei Neubauten von der Anwendung der alten Technik ab. Was wir aber vorschlagen ist die Anwendung der alten Technik bei Renovationen alter Gebäude, was sowohl die Gröβe als auch die Formen der verschiedenen Metallteile betrifft. Diese Metallteile müssen aber auf altherkömmliche Art hergestellt werden, damit das Resultat auch authentisch ist.
Eine Ausnahme stellen unserer Meinung nach die Türringe dar, die auch als Türgriff bei Neubauten benutzt werden können, ob mit einem herkömmlichen Motiv oder aber mit neuen Inspirationen, die wir hier vorlegen.
Was die Gitter und Balkongeländer anbetrifft, die wichtige Zeugen der Architektur vergangener Epochen sind, raten wir, dass ihr Gebrauch mit Vorsicht behandelt wird.
Bei historischen Gebäuden in Städten so wie in Siedlungen auf dem Land, die unter Heimatschutz stehen ist eine genaue Kopie der traditionell gehämmerten Metallteilen unerläßlich. Wir sind der Überzeugung, dass Gitter oder Geländer, die mit der neusten Technik hergestellt wurden, (geschweißt) unter keinen Umständen die altherkömmlichen ersetzen können, da die Nägel und die Verbindungen ein wichtiger Teil der Komposition sind. Wird nun die neue Technik angewendet, geht der Komposition etwas Wichtiges ab und sie ist nicht authentisch.
Es ist wichtig, dass alle Maβe und Proportionen der Eisenstäbe eingehalten werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass auf moderne Art hergestellte Eisenstäbe keine schöne Figur machen
Im Allgemeinen lehren uns alle architektonischen Eigenschaften, die unser Erbe ausmachen, wenn gründlich untersucht, und inspirieren uns, während sie Wegweiser sind für kommende Generationen und ihr Schaffen. Wenn eine Kopie von alten Motiven hergestellt wird, deren Proportionen aber nicht stimmen und deren Herstellungsart ganz anders ist, und diese Gegenstände an Neubauten angebracht werden, was leider in letzter Zeit immer häufiger zu beobachten ist, verleiht das unseren Städten und Dörfern weder den traditionelle Stil noch die „Farbe“ alter Zeiten. Im Gegenteil, es verleiht den Eindruck einer oberflächlichen Zusammensetzung verschiedenartiger Architekturen, was für den Kenner wie eine Faust aufs Auge wirkt.
Bei den typisch kretischen Häusern in den Städten wie auch bei denen der Renaissance, sogar bei denjenigen, die während dem Neoklassizismus gebaut wurden, ist eine Ideologie nicht zu verkennen. Die Funktionstüchtigkeit und die Ästhetik wurden auf dieselbe Weise behandelt. Das hängt natürlich auch vom Bedarf an Ausdruck und Funktion ab und der Möglichkeit, ob verschiedene Wünsche zu bestimmten Zeiten ausführbar waren. Dasselbe kann auch in unserer Zeit beobachtet werden. Wir bestehen also darauf: es ist nicht möglich, dass auf moderne Art hergestellte Werke unter keinen Umständen einhergehen können mit einem Baustil, bei dem einzelne Teile aus der herkömmlichen Architektur stammen, andere wiederum nicht.
In der Architektur war in den 20er Jahren eine Wendung zur Vergangenheit zu bemerken. Das hat etwas später auch die moderne Welle in Griechenland beeinflusst. Ziel seiner Vorreiter (a. Zahos, D. Pikiotis) war die Suche, die Studie und die Widmung der Volkskunst in der Architektur, die neuen Kompositionen neues Leben geben sollten.
Auch wir sind der festen Überzeugung, dass wir von architektonischen Eigenschaften und verschiedenen Gegenständen, die wir von unseren Vorfahren, also einfachen Eisenschmieden und Schreinern, übernommen haben, vieles lernen können.
Es liegt auf der Hand: sobald alte Bauten renoviert oder verlassene Häuser wieder bewohnt werden – ob es sich dabei um Burgen oder venezianische Herrenhäuser handelt – wird auch der Bedarf an von Hand gehämmerten Eisenteilen wieder steigen. Diese Notwendigkeit also, Werkstätten zur Herstellung von traditionellem Metallzubehör zu gründen, steigt ständig. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass wir nicht nur die bereits bestehenden Werkstätten verbessern, sondern neue ins Leben rufen, die die Produktion traditioneller Gegenstände garantieren. Das heiβt also, das neue Leute ausgebildet werden in der Verarbeitung verschiedener Metalle, damit sie bereit sind, bei den Renovationen alter Bauten oder Denkmälern mitzuhelfen. Zudem wird es für diese Handwerker nicht nur Arbeit geben bei Renovationen, sondern es gibt immer mehr Architekten, die für moderne Häuser die altherkömmliche Arbeitsweise der neueren Technik vorziehen, unabhängig davon, ob die Motive von der Tradition oder aber der Moderne inspiriert wurden. Auf Kreta gibt es auch jetzt noch in den Städten und Dörfern solche Werkstätten. Zugegeben, es gibt nur wenige, aber die Handwerker schwitzen wie eh und je ihre Vorfahren über dem Feuer und das rhythmische Hämmern der Schmiede ist weit herum zu hören. Sie stellen entweder Werkzeug für die Landwirtschaft her oder aber Gegenstände, die auf einem Neubau gebraucht werden. Aber sogar diese traditionellen Werkstätten sind von der Technik nicht verschont geblieben. Das heiβt aber nicht unbedingt, dass die Qualität der Produkte darunter leidet. Der Blasebalg, der früher von einem Gesellen unermüdlich in Bewegung gehalten wurde, wurde inzwischen durch einen elektrischen ersetzt. Auf diesem Weg brennt die Kohle gleich gut und gleich schnell. Auf dem Markt gibt es sogar solche Gebläse, bei denen man den Luftstrom gezielt regulieren kann, was eine vollständige Kontrolle des Feuers zur Folge hat.
Wir haben bemerkt, dass viele Schmiede – obwohl sie die Möglichkeit dazu hätten – keine Metallgegenstände herstellen, die ein zweites Mal gehämmert werden müssen. Wenn der Schmied also bei der Herstellung eines Werkzeugs auf Grund seiner Form oder Gröβe Hilfe braucht, wird er sich meist hüten, die Bestellung anzunehmen. Das beruht auf der Tatsache, dass die Schmiede nicht genügend Aufträge haben und sie es sich meist nicht leisten können, einen Gesellen anzustellen. Und wenn er auf die Schnelle einen sucht, findet er sicher keinen.
In organisierten Werkstätten, in denen Massenproduktionen hergesellt werden, (also keine Bestellungen) werden elektrische Maschinen benutzt, die die Verarbeitung des Metalls erheblich erleichtern.
Die traditionellen Werkstätten sehen sich immer mehr gezwungen, elektrische Geräte bei der Arbeit zu verwenden (elektrische Bohrer, Schweiβgeräte usw.). Wir haben beobachtet, dass zur Herstellung von traditionellen Gegenständen sowohl herkömmliches als auch modernes Werkzeug benutzt wird. Bei einem Werkzeug zum Beispiel werden die einzelnen Teile gesondert gehämmert und geformt. Erst anschlieβend werden sie mit dem elektrischen Schweiβgerät zusammengeschweiβt. So können auch die Kosten tiefer gehalten werden.
Die gehämmerten Gegenstände, die sich sowohl für die alten wie auch modernen Häuser eignen sind die Türringe. Wir haben seine jetzige Herstellungsart mit den modernen Hilfsmitteln mit der herkömmlichen Art verglichen. Von der Ästhetik her ist der Türring mit der ersten Herstellungsart dem der herkömmlichen unterlegen. Zum Beispiel wurde der Ring nicht sauber gefeilt, die Ausarbeitung so wie das Motiv der Rosette ist eher arm im Vergleich zur traditionellen, das Fehlen der Klopftechnik und der komplizierteren Muster mit verschiedenen Kompositionen wie beim Schlüsselloch, dem Nageleffekt etc. lassen uns zur Schlußfolgerung kommen, dass die moderne Technik der herkömmlichen unterlegen ist. Der Unterschied ist nicht zu übersehen. Es fehlt sowohl die Harmonie also auch das Gleichgewicht.
Deshalb schlagen wir vor, wenn alte Gegenstände kopierte werden sollen, dass der traditionelle Arbeitsprozess befolgt wird. Auch die Proportionen müssen stimmen. Obwohl diese Arbeitsweise etwas mehr kostet, lohnt es sich bestimmt. Diese Gegenstände, damit sie ihre volle Ausstrahlung erhalten, brauchen Hand und Seele des Handwerkers der, während er das Metall bearbeitet, kleine Kunstwerke herzustellen vermag.