Die Geschichte Der Kretischen Keramik

10th-12th CENTURY

Zweite byzantinische Periode 961-1205

Nur wenige Ausgrabungen von dieser Periode wurden auf Kreta unternommen. Wir nehmen an, dass die Insel zwischen 800 und 961 auf Grund der wirtschaftlichen Probleme und der arabischen Herrschaft in jeder Hinsicht sehr unproduktiv war. In jener Zeit wurden hauptsächlich Gegenstände mit ausgiebigen Rundungen aber ohne jegliche Verzierung oder Glasur hergestellt. Zur Verzierung wurden lediglich Kiesel verwendet, die in den noch feuchten Ton gedrückt wurden. Die Vasen weisen einfache Muster aus der ersten byzantinischen Periode auf, die ihren Ursprung im Altertum haben.

Die Keramik, die zwischen dem 10.-12. Jahrhundert hergestellt wurde, wurde fast ausschlieβlich auf Kreta produziert, wie das schon in den vorherigen Jahrhunderten der Fall war. Dann aber kann eine allmähliche Zunahme von glasierter Ware aus dem Byzanz mit der typischen Verzierung beobachtet werden. Im 12. Jahrhundert erfuhren die kretischen Gefäße bisquit eine Verfeinerung. Der ägäische Einfluss ist unverkennbar. Diese Gegenstände waren im ganzen Byzanz zu finden. Gleichzeitig erschienen lokal produzierte, offene und glasierte Gefäße mit einem dicken und kurzen Fuß, von dunkelbrauner oder dunkelgrüner Farbe. Ihr Gebrauch diente wahrscheinlich religiösen Zwecken, da ihre Scherben in der Nähe von alten Kirchen gefunden wurden.

Zufälligerweise wurden auch Gefäße aus Ägypten und Libyen gefunden.

 

Venezianische Herrschaft 1205 – 1645

In der ersten Periode der Wirrjahre (1205-1300) blieb die Produktion von Keramik stabil oder ging leicht zurück.

In der zweiten Periode (1300-1460), deren Ende auch der Fall von Konstantinopel bedeutete, erlebte die lokale Keramik eine erneute Blütezeit, was sowohl die Anzahl als auch die Verzierung betraf.

Die kleinen Gegenstände bisquit wurden mit tonhaltigen Farben bemalt, die, je nach Feuertechnik, rot bis dunkelbraun erschienen. Die Verzierung war sehr einfach: parallele Striche, Spiralen, Zeichnungen, die Fischernetze darstellen u.s.w. Die groβen Gefäße bisquit, wie die Pithos, Schüsseln, Schalen etc. wurden in vielen verschiedenen Gröβen ausgeführt und zum ersten Mal erschienen gravierte oder aufgedruckte Verzierungen.

Gleichzeitig erfuhr der Keramikstil auf Kreta eine Änderung. Teller, Schüsseln, Krüge u.s.w. erschienen glasiert, von leicht grüner oder gelber Farbe, oder mit braunen Tupfen auf weiβem Asbest. Komplizierte geometrische Gravuren, Spiralen, Blumen, Blüten etc. verzierten nun die Keramikgegenstände. Feine Striche wurden in den Asbest und in die Farbe geritzt, wodurch nach dem Feuern der Glasur ein dunkler Farbton entstand. Die Verzierung der glasierten Gefäβe aus Kreta unterschieden sich von denen, die auf dem Peloponnes, in Zypern oder in Kleinasien hergestellt wurden.

Die dritte Periode (1460-1645. Zu Beginn dieser Periode, also bis 1550, erlebte die Keramik eine Blütezeit.

Die groβen Gefäβe, v.a. die Pithos, wurden oft mittels zylinderförmigen Stempeln verziert. Diese Verzierungen erschienen wie ein Band rund um die Gefäβe. Im Inselinnern traten immer neuere Ausführungen von glasierten Gegenständen auf, deren Qualität sich stetig verbesserte. Der zweite Teil dieser Periode (1550-1645) war gekennzeichnet von einer Krise, besonders was die glasierten Gegenstände betraf. Die Gravuren wurden vereinfacht oder verschwanden ganz, während die Farben weniger betont wurden, nun aber das ganze Gefäß deckten. Diese Veränderungen waren nach dem Einfall der Türken in Zypern (1570) zu beobachten. Ursache dieses Qualitätsverlustes war wohl die allgemeine Unsicherheit, die nach der Ankunft der Türken in allen von den Venezianern beherrschten Gebieten beobachtet werden konnte.

 

Türkische Herrschaft 1645 – 1898

Zu Beginn dieser Periode (1645-1770) wurden weiterhin die bisquit mit tonhaltigen Verzierungen produziert. Die glasierten Gegenstände verschwanden allmählich und Gegenstände mit einer leicht hellgrünen Farbe dominierten den Markt. Zugleich wurden glasierte zweifarbige Teller aus Rhodos importiert. Die Qualität der groβen Gefäβe, v.a. der Pithos, verbesserte sich auf Grund der riesigen Mengen Olivenöls, die im 18. Jahrhundert produziert wurden. Die Verzierungen nahmen allerdings ab.

In der zweiten Hälfte der türkischen Herrschaft (1770-1898) erlebte Kreta durch die wiederholten bewaffneten Aufstände der Einheimischen gegen ihre Unterdrücker eine tiefe wirtschaftliche und soziale Krise. Die Produktion ging auf allen Gebieten drastisch zurück. Nur das zum Überleben Notwendigste wurde gemacht. Die Tongegenstände wurden nicht mehr glasiert und erschienen in ganz einfachen Formen.

 

Das 20. Jahrhundert, Die Befreiung Und Die Annexierung An Griechenland (1898 – 2006)

Der erste Teil (1898-1960) dieser Periode war für die traditionelle Keramik eine Renaissance. Besonders der wirtschaftliche Aufschwung und der freie Handel erlaubten einen erhöhten Konsum. Pithos, Schüsseln, Krüge etc. wurden vermehrt bestellt, wobei die kleineren Gegenstände immer weniger gefragt waren und der Massenproduktion aus Glas, Aluminium oder anderen Metallen Platz machen mussten. Zu den Verzierungstechniken, die heute noch angewendet werden, gehören das Zahnrad, das Gravieren mittels feiner Kämme und die tonhaltigen Verzierungen bei Krügen.

Der zweite Teil (1960-2006) fing mit der Nachkriegszeit an. Jene Zeit war von groβen Wechseln gekennzeichnet. Vergessen wir nicht, dass Griechenlands Grenzen erst 1910 festgelegt wurden! Kreta, wie auch andere Randgebiete, erfuhren zum ersten Mal den modernen technischen Fortschritt. 1960 verschwanden die fahrenden Töpfer und mit ihnen die alljährlichen Touren in die abgelegenen Dörfer.

Die groβen Zentren wie Thrapsano und Margarites führten ihre Tradition bis 1980 weiter. Sie produzierten hauptsächlich Wasserkrüge, Schüsseln, Blumentöpfe, Pithos u.a. Nach 1980 begann die Massenproduktion von herkömmlichen und neuen Gegenständen, hauptsächlich für den Tourismus oder zu Dekorationszwecken. Der gröβte Teil wurde nach Westeuropa exportiert, wo besonders die Pithos sehr beliebt sind. Die technische Ausführung hat sich kaum verändert, wobei aber weder der Ton noch die Brenntechnik dieselben geblieben sind.