Webarbeiten
Kretischen Webarbeiten
Stilistische Prinzipien
Bei den Geweben – wie auch bei allen Kunstwerken, die im Rahmen der volkstümlichen Kultur geschaffen und erhalten werden – werden stilistische Prinzipien oder Regeln in der Dekoration, die es in allen Ländern und allen Epochen gibt, streng angewendet. Diese bestimmen auch die Verzierung der kretischen Webstoffe mit geometrischem Muster.
– Die erste Regel in der Verzierung der kretischen Webstoffe ist die horizontale Symmetrie, die Anordnung also gleicher Motive rechts und links einer senkrechten Achse. Bei den Webstoffen mit geometrischer Verzierung gilt diese Symmetrie nicht nur für die gesamte Oberfläche des Gewebes, sondern auch für jedes einzelne Motiv.
– Die zweite Regel – die eine unmittelbare Verbindung zur Webtechnik hat – ist die Anordnung der Motive in horizontalen Zonen.
– Die dritte Regel beim Weben ist der Rhythmus, also die regelmäßige Wiederholung der Motive entlang einer horizontalen Zone. Bei den kretischen Geweben mit geometrischem Dekor wird in jeder Zone das gleiche Motiv wiederholt. Der farbliche Rhythmus wird oft durch einen Farbwechsel vielschichtiger.
– Die letzte Regel ist die der ergänzenden Themen oder der Füllmotive: in den verzierten Zonen, zwischen die aber auch innerhalb der Hauptmotive, werden Füllmotive platziert, damit in der Oberfläche der Webarbeit keine leeren Stellen bleiben.
Kilimi, Kenourio 1910
Bedspread, Merambello
Vouryia, Kenourio. All three bands are “heptarodates”, i.e. the inner surface of the motifs is divided into seven rhombs or “roses” (roda).
Detail of a kilimi from the Amari district 1870
Detail of a kilimi from the Kenourio district 1910
Detail of a makathi, Kalyviani Monastery
Die Anordnung Der Motive In Zonen
Die verzierten Webarbeiten Kretas weisen in ihrer überwältigenden Mehrheit eine gemeinsame Organisation ihrer Motive auf. Diese ist durch deren Eingliederung in horizontale Zonen gekennzeichnet. Diese Organisation hat sich eingebürgert, da sie absolut mit dem Webprozess auf dem Webstuhl harmoniert: während die Weberin am Webstuhl arbeitet, schafft sie die Muster gleichzeitig mit dem Stoff (- Untergrund), welcher mit dem Webschiffchen gewebt wird.
In der ganzen Länge jeder verzierten Zone bleibt das Hauptmotiv unverändert. Der strenge stilistische Rhythmus, die Füllung der Leerstellen zwischen den Hauptmotiven mit anderen, stilistisch passenden und harmonierenden Motiven und die häufige Verknüpfung nebeneinander liegender Motive kennzeichnen die Zonen und verleihen ihnen Zusammenhalt und einheitlichen stilistischen Ausdruck.
Bagali, Sitia c. 1790
Vouryia, Merambello 1860