Kurze Zusammenfassung
Der Kretischen, Geschichte Des 10. – 20. Jahrhunderts
Kreta, die zweitgrößte Insel im Mittelmeer, wurde im 7. Jahrtausend v. Chr. zum ersten Mal bewohnt. Diese Zuwanderer stammten von griechischen Volksstämmen Kleinasiens. Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. entwickelten sie die sogenannte Minoische Zivilisation, was zugleich die Geburt der europäischen Zivilisation bedeutete. Im Jahr 824 n. Chr., nach einer langen und relativ ruhigen Zeit, wurde Kreta von arabischen Piraten spanischer Herkunft unterworfen. Die nächsten 137 Jahre bedeuteten Sklaventum, während derer die Insel, völlig abgeschlossen vom übrigen Europa, in eine dunkle Periode versank.
Nach sechs erfolglosen Versuchen gelang es 961 dem kaiserlichen Heer aus Byzanz endlich, Kreta von seinem Joch zu befreien. Nun begann die kulturelle Entwicklung des frühen europäischen Mittelalters.
In der Zeit von 963 bis 1205 erholte sich Kreta und erlebte eine friedliche Zeit, während derer von der Herrscherfamilie Komninos im gesamten byzantinischen Reich und damit auch auf Kreta, ein feudarchisches System eingeführt wurde.
Nach der Übernahme von Konstantinopel, der Hauptstadt des byzantinischen Reiches, durch das Heer der westeuropäischen Länder während des 4. Kreuzzuges, wurde Kreta 1205 an die Venezianer verkauft. Die Feudarchen Kretas griffen, in der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit Byzanz, in wiederholten Aufständen gegen die Venezianer zu den Waffen. Im Jahre 1261 erreichten sie ihr Ziel.
Die Besetzung von Byzanz im Jahr 1453 durch die türkischen Horden der Seltschuken, und die darauffolgende systematische Vernichtung der Zivilisation des langlebigsten Kaisserreiches der Geschichte, etablierte auf Kreta einen modus vivendi zwischen den Kretern und den venezianischen Besetzern, welche, beunruhigt durch die türkischen Eroberungen, ihren harten Griff lockerten und nunmehr die Kooperation mit den Kretern im Kampf gegen den gemeinsamen Feind suchten. Dies hatte zur Folge, daß die Kreter ihren Widerstand gegen die Venezianer schließlich aufgaben.
Im Jahr 1645 erobern die Türken Kreta und verlassen sie erst nach einem internationalen Abkommen im Jahre 1898. Die türkische Besetzung bedeutete, wie für alle von dieser asiatischen Rasse besetzten Länder, eine völlige Unterdrückung jeglicher Kultur oder jeglichen künstlerischen Ausdruckes. Allerdings genossen die Kreter Religionsfreiheit. Der bewaffnete Widerstand der Kreter war unmittelbar und hielt die gesamten 260 Jahre härtester Unterdrückung an.
In dieser von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unruhen gekennzeichneten Zeit herrschte große Armut und Unsicherheit auf der ganzen Insel. Dies entnehmen wir detaillierten Reiseberichten fremder Reisender jener Zeit.
Sowohl während der türkischen als auch der venezianischen Herrschaft, also ganze 700 Jahre, war es den griechischen Schiffen aus Angst vor weiteren Konfrontationen untersagt, Anker vor Kreta zu werfen. Trotz dieser Abgeschiedenheit blieben die Kreter nicht nur den Traditionen der Herrscherfamilie Komninos, sondern auch den Sitten und Gebräuchen als dem Altertum, der minoischen Periode, ja sogar aus der Neusteinzeit treu. Wer Interesse hat und vorsichtig sucht, kann auch heute noch auf jedem Schritt und Tritt Spuren der langjährigen und reichen Geschichte der Insel entdecken.
Ethnologisch gesehen ist Kreta weltweit eine Ausnahme. Sie hat sich keinerlei fremden Einflüssen unterworfen, im Gegenteil; Kreta hat trotz unmenschlicher Lebensbedingungen, gekennzeichnet durch tiefste Armut und häufige Aufstände, viele Sitten und Gebräuche an die Unterdrücker weitergegeben. Zeugen davon sind die Vielfalt schöpferischen Ausdrucks sowohl auf materieller als auch auf geistiger Ebene. Die byzantinische Periode gilt als moderner Ausdruck des Hellenismus und steht wiederum in engster Verbindung mit dem Erbgut aus der Vergangenheit.
Alle Gegenstände, die in dieser Studie aufgeführt werden, wurden jahrhundertelang auf ihre ästhetische und praktische Eignung geprüft, sind allerdings auch Ausdruck der ethnologischen Identität. Es sind nicht nur einfache „volkstümliche“ Produkte sondern kulturelle Symbole, die die Ästhetik eines Volkes widerspiegeln.