Die Kleinen Truhen

Allgemeine Eigenschaften

Die Truhe ist ein luxuriöses Möbel zum Aufbewahren verschiedener Gegenstände. Früher wurde es hauptsächlich aus hartem Nussholz, Ahorn etc. hergestellt. Die Truhe ist meist an der Vorderseite, selten auch auf der Seite verziert. Sie wird von seitlichen Füβen gestützt. Der Deckel ist immer gerade. Die kretischen Truhen sind sehr verschieden von den viel kleineren Reisetruhen, deren Deckel oben abgerundet ist. Die Truhe wird zur Aufbewahrung von Stoffen, Kleidern und wertvollen Gegenständen benutzt. Aus diesem Grund weist sie auch ein Schloss auf. Die Truhe wird im oberen Stockwerk aufbewahrt, insofern es einen gibt, bei einstöckigen Gebäuden steht sie etwas versteckt. Bei vielköpfigen Familien wird die Truhe auβer als Lagermöbel auch als Babybettchen benutzt. Dazu ist der flache Deckel geeignet.

Die Maβe einer Truhe sind fast überall gleich:

* Länge 150-170 cm

* Breite 55-60 cm

* Höhe 50-60 cm

Auf beiden Seiten befindet sich je ein Griff aus Metall. Die Truhen wurden allerdings nur in leerem Zustand transportiert. Auf Kreta findet man sowohl auf der Insel angefertigte als auch von anderen Inseln hergebrachte Exemplare.

 

Verschiedene Verzierungen

Aus verständlichen Gründen behandeln wir zuerst die typisch kretischen Truhen und anschlieβend einige eingeführte Exemplare.

Die eingerahmte Truhe

Diese Truhen sind relativ billig, da zu ihrer Herstellung Fichtenholz verwendet wird. Zur Verzierung werden schmale, gefurchte Leisten aus demselben Holz in geometrischen Formen an die Vorderseite angenagelt. Die Füβe sind breit und stehen vorne ca. 5-10 cm vor. Sie sind geschnitzt und erinnern an Löwentatzen.

Die am häufigsten vorkommenden Verzierungen sind Zypern, die Sonne und eher selten Rhomben. Die Verzierungen sind immer symmetrisch angebrachte. Die Vorderseite der Truhe kann ein einziges Feld darstellen, auf dem die Verzierungen angebracht werden. Sie kann aber auch mit senkrechten Leisten in zwei oder drei Felder unterteilt werden, in denen der Schreiner dann die Verzierungen symmetrisch anbringt.

Geografisch gesehen finden wir diese Art von Truhen nur im Inselinnern. Leider konnten wir weder die Herkunft dieser Verzierungsweise noch die Zeit des ersten Auftretens ausfindig machen.

 

Die Gravierte Truhe

Die am häufigsten auftretenden, auf Kreta hergestellten Truhen wurden aus hartem Nussbaumholz, Maulbeerbaumholz etc. angefertigt. Dadurch war auch ihre Langlebigkeit garantiert, nicht wie bei den Kiefertruhen. Die Gravuren, mit einem abgerundeten Messer angebracht, sind relativ oberflächlich. Füβe haben nur in seltenen Fällen überlebt, denn sie wurden nach ihrer Zerstörung nicht ersetzt.

Die Verzierungen decken die ganze Vorderseite und sind von naiver Art. Meist stellen sie Zypressen, sechsblättrige Rosetten, Rhomben, Dreiecke oder Wellen dar, die den Rahmen ausmachen. Weitere Motive sind Blumen, Blumentöpfe mit Blumen in Blüte, Metallgefässe arabischer Herkunft (Tee- oder Kaffeekannen). Die technische Ausführung der Verzierung erinnern an Originale aus der mittleren venezianischen Periode: 14-15. Jahrhundert.

Die Geschnitzten Truhen

Sie werden nur selten in Kreta gefunden. Das Historische Museum Kreta in Heraklion hat eine bemerkenswerte Sammlung sehr alter Truhen. Ungefähr die Hälfte wurde in den 60er Jahren gefunden, noch bevor die Altmöbelhändler die Insel „beraubten“. Die Truhen wurden aus anderen Teilen Griechenlands importiert, die bekannt sind für ihre Schnitzereien. Die stammen von Skyros und Mytilini, Inseln in der Ägäis.

Die Verzierung ist leicht erhoben und immer symmetrisch. Es gibt viele Motive, vorwiegend aber sind sie der Pflanzenwelt entnommen. Aus der Tierwelt erscheinen der zweiköpfige Adler, Ibis und andere Vögel so wie auch Pferde und Ziegen. Auf einer Truhe wurde sogar ein groβes Gebäude geschnitzt, das an vorgeschichtliche, minoische Wandmalereien erinnert oder an Tonreliefs oder geschnitzte Gegenstände.

Verzierungen aus Metall

In der Sammlung des Historischen Museums gibt es zwei ungewöhnliche Truhen die mit Metallplatten und Halbkreisen aus dünnen Nägeln verziert sind. Die Metallplatte, die sich an Stelle des Schlosses befindet, stellt einen Tintenfisch dar.

Farbige Innendekoration

Eine der zwei Truhen weist auf der Deckelinnenseite Verzierungen aus der Pflanzenwelt auf. Gemalte Motive wie Schiffe, Pflanzen etc. waren bei den griechischen Truhen des 19. Jahrhundert alltäglich.