Webarbeiten
Kretischen Webarbeiten
Den Grossen Webarbeiten
Zu den großen Webarbeiten mit geometrischem Dekor zählen die verschiedenen wollenen Bettüberwürfe (Kelim, „Patania“ [Bettdecke], „Chirami“ [leichte Decke]) die „Panta“ (Wandbehang), die zur Zier an die Wand gehängt wurde, das „Makathi“ (Decke), mit dem die Lehne und die Sitzfläche des Sofas bedeckt wurde, das „Bangali“ (weiche Decke), welches als Sofadecke aber auch zum Einwickeln von Babys benutzt wurde und das „Sitzandes“ (Decke), das über die Tiere gelegt wurde.
Alle diese Webarbeiten werden auf dem Webstuhl mit schönstem Dekor, das manchmal die gesamte Fläche bedeckt, manchmal auf die Ränder beschränkt ist, verziert.
Kilimi, Kenourio 1888
Allen ist eine strenge geometrische Ordnung, eine Organisation und eine Beachtung der stilistischen Prinzipien der Symmetrie, die Anordnung in horizontale Zonen, der Rhythmus und das Fehlen von Leerstellen zwischen den Motiven gemein.
Die Motive bei den großen Webarbeiten weisen eine eindrucksvolle Vielfalt auf, obwohl sie in ihrer großen Mehrheit die Rhombusform als Basis haben. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wie der „Koumbes“ (die Kuppel), der an den Umriss einer Kirche erinnert oder die Motive einiger sehr charakteristischer Webarbeiten aus der Präfektur Chania.
Panta, Merambello 1885
Die „Sogioma“ (Zur Gänze Verzierten) Webarbeiten
Bei den Webarbeiten dieser Kategorie ist die gesamte Oberfläche mit Dekor bedeckt, ohne dass den Rändern oder der Mitte besonderen Nachruck verliehen würde.
Die „sogioma“ Webstoffe weisen eine gemeinsame stilistische Organisation ihrer Oberfläche auf, die durch die Abfolge von Zonen mit Verzierungen und von geometrischen Motiven gekennzeichnet ist. Dennoch ist die Besonderheit jedes Webstoffes eindrucksvoll. Sie liegt in der Auswahl der Motive und Farben durch die Weberin und in der Art und Weise, wie sie diese auf der Oberfläche der Webarbeit zusammenstellt.
Kilimi, Lassithi 1860
Sogioma“ sind gewöhnlich die Webarbeiten, deren Gebrauch das Exponieren der gesamten Oberfläche bedingt, wie Kelime, „Panta“, „Bangali“, „Makathi“.
Kilimi, Amari 1870
Die „sogioma“ Webarbeiten werden im östlichen Kreta und in Zentralkreta angetroffen, überhaupt nicht jedoch in der Präfektur Chania.
Webarbeiten Mit Geometrischem Dekor Und Linienartigen Formen
Diese Gruppe der Webarbeiten kann als Unterkategorie der „sogioma“ betrachtet werden, weil auch diese völlig verziert ist.
Kilimi, Lassithi 1860
Das Dekor ist hier jedoch nicht auf der gesamten Oberfläche gleich. An ihren Rändern werden sie wohl mit Zonen von Motiven verziert, wie die der „sogioma“ Webarbeiten. Im Mittelteil wechseln aber feine, gleichfarbige Streifen mit schmalen Zonen einfacher geometrischer Motive ab.
Kilimi, Monofatsi 1910
Das besondere Interesse der Webstoffe dieser Gruppe liegt in der harmonischen Zusammenstellung von Feldern mit unterschiedlichem Stil auf der Oberfläche der Webarbeit.
Die Webarbeiten mit geometrischem Muster und linienartigen Formen sind in der Regel Bettüberwürfe und werden in der Präfektur Lassithi und den Provinzen Malevizi, Pediada, Monofatsi und Viannos der Präfektur Heraklion angetroffen.
Kilimi, Monofatsi c. 1880
Webarbeiten Werden Nur An Beiden Enden
Diese Webarbeiten werden nur an beiden Enden mit Mustern verziert, während die restliche Oberfläche, die „kambos“ (unverzierte Fläche) genannt wird, entweder ohne Verzierung bleibt oder – seltener – mit kleinen, verstreut liegenden Motiven dekoriert wird.
Die Webarbeiten, die Muster nur an beiden Enden haben sind „Bangali“, „Patania“, Kelim und „Chirami“ und man trifft sie im östlichen und westlichen Kreta (Präfekturen Lassithi und Chania) und gar nicht in Zentralkreta (Präfekturen Heraklion und Rethymnon) an.
Bedspread, Merambello
Die geometrischen Muster, die die Oberfläche der Webstoffe dieser Kategorie schmücken, sind die gleichen wie die der „sogioma“ Webarbeiten. Ausnahme ist eine Zone schematisch dargestellter, deskriptiver Motive, die den Abschluss der verzierten Oberfläche zum „kambos“ hin bestimmt.
Die Kelims Zentralkretas Mit Kuppelmotiv
Die Gewebe mit Kuppelmotiv sind eine besondere Kategorie von Kelims, die ausschließlich in Zentralkreta angetroffen werden. Ihr Name kommt von ihrem Hauptmotiv, dem „Koumbe“, ein türkisches Wort, welches „erhöhtes Gewölbe“ (Kuppel) bedeutet.
Die Kuppeln kennzeichnen diese Kategorie der Gewebe nicht nur wegen ihrer Besonderheit als motivisches Thema, sondern auch aufgrund der großen Fläche, die sie auf der Oberfläche der Webarbeit in Anspruch nehmen.
Kilimi, Monofatsi 1900
Die Kuppelkelims sind gewöhnlich „sogioma“ (zur Gänze verziert). Seltener sind sie mit Streifen in der Mitte oder mit Dekor lediglich an den Enden.
Sämtliche von uns gefundenen Kuppelkelims sind relativ alt. Die Herstellung des ältesten wird auf 1840 geschätzt, während die Herstellung des jüngsten um 1910 liegt.
Kilimi, Mylopotamos 1900
Die Versuche jedenfalls, die Herkunft der Kuppel als motivisches Thema zu erforschen, führen unweigerlich zum Vergleich dieses Motivs mit dem des „Mihrabs“. Dieser schmückt die Gebetsteppiche der Muslime und kann auf den Webarbeiten Kleinasiens, Persiens usw. angetroffen werden.
Eine Besondere Form Von Webarbeiten In Der Präfektur Chania
Viele große Gewebe der Präfektur Chania unterscheiden sich sowohl im Ausdruck als auch im Stil von den restlichen kretischen Webarbeiten mit geometrischen Mustern. Ähnliche Webstoffe scheinen in den anderen Gebieten Kretas selten zu sein, tauchen allerdings in anderen Teilen Griechenlands wie Mazedonien, Thrakien, Peloponnes und anderswo auf.
GROUP 1: Monochrome bands alternate with bands decorated with simple motifs.
(Kilimi, Cydonia 1920)
Sie werden nicht mit den uns bekannten rhombusähnlichen Motiven verziert, die sich durch ihre Kompliziertheit und die große Dichte der Linien auszeichnen und verschiedenfarbig sind. Hier sind die Motive einfache Formen, die bald kleine und bald größere einfarbige Flächen bestimmen und die entweder innerhalb einer Zone oder auf der gesamten Oberfläche der Webarbeit wiederholt werden.
GROUP 2: The motifs with oblique lines stand out on a red ground. (Patania, Cydonia 1920)
Die Motive werden nicht auf dem Webstoff „gestickt“, werden also nicht auf einem gegebenen, konstruierten und farbigen fortlaufenden Untergrund gemacht, sondern es sind die Motive selbst, die die Oberfläche der Webarbeit zusammenfügen und schaffen.
GROUP 3: The surface is covered with the same “unitary” motif; it is the colours that create the geometrical patterns. (Kilimi, Selino 1875)
Die Farben spielen bei diesen Geweben wegen ihres Reichtums, ihrer Intensität und Leuchtkraft eine sehr wichtige Rolle, aber auch aufgrund der, im Verhältnis zu anderen Gewebearten, großen Fläche, die jede einzelne bedeckt. Wir treffen auf vieleFarben (rot – grün, blau- orange, gelb, mauve) aber auch auf rosa, himmelblau, schwarz und weiß.
Trotz ihrer gemeinsamen Charakteristika können diese Gewebe in drei Gruppen getrennt werden, wie auf den Fotografien zu erkennen ist.
Zwei Kelims Der Provinz Amari
In der Provinz Amari trafen wir auf zwei „sogioma“ Kelims, die sowohl die Organisation ihrer Oberfläche wie auch die Komposition ihrer geometrischen Muster betreffend, eine Ausnahme darstellen. Bei diesen Kelims gibt es nur zwei Zonen mit Verzierungen an deren Anfang und Ende. Die gesamte restliche Oberfläche ist in einem zellartigen Gewebe organisiert, welches kleine, gleichgroße sechseckige Felder definiert.
Kilimi, Amari 1900
In diesen Sechsecken werden im älteren der beiden Kelims zwei verschiedene Motive, im neueren nur eines, angeordnet und wiederholt.
Diese Organisation vermittelt einen einheitlichen und gleichmäßigen Eindruck und das Gefühl, dass sich alle Felder gleichen.
Zu diesem Eindruck trägt auch die gemeinsame farbliche Behandlung bei, bei der die verschiedenen Farben und die Akzente auf der Oberfläche der Webarbeit verteilt werden, ohne bestimmte farbliche Zonen zu definieren.
Diese Kelims aus der Provinz Amari weisen bedeutende Ähnlichkeiten mit türkischen, persischen und kaukasischen Webarbeiten auf.
Kilimi, Amari 1830-40