Das Eisen Und Die Geschichte Seiner Anwendung In Kreta

Die Entdeckung des Eisens bedeutete für die Menschheit Fortschritt. Sie beschäftigten sich nun mit der Gewinnung und Anwendung dieses Metalls. Sie konnten damit das zum Überleben notwendige Werkzeug herstellen. So lernte der Mensch, dieses Geschenk der Erde zu seinen Gunsten zu nutzen und immer neuere Techniken zur Gewinnung des Metalls zu entdecken.

Für die alten Griechen war das Metall sehr wichtig. Sie widmeten die Bearbeitung desselben Göttern und Halbgöttern. Hephaistos war der Gott des “Feuers, der Metallarbeiter” und seine Söhne, die Kaveiri, waren “Feuergeister und Geister der Metallarbeiten”.[2]

Während der 2. byzantinischen Periode (961-1204), nach 200 Jahren Abwesenheit, gelangte mit den neuen technischen Methoden eine neue Kultur nach Kreta. Zu ihnen gehörte auch die Verarbeitung von Metall (byzantinische Motive).

Door ring with rare decoration reminiscent of Byzantine motifs, Preveli Monastery.

Nach der Ankunft der Venezianer im 13. Jahrhundert fingen die Widerstandskämpfe an. Bis zum 16. Jahrhundert lehnten sich sowohl die Herrscherfamilien als auch das gewöhnliche Volk gegen die Unterwerfer auf. Als erstes kontrollierten die Venezianer die Eiseneinfuhr, da es zur Herstellung von Kriegsmaterial wie Pfeilen, Lanzen, Schwertern usw. diente (die Kreter machten sich auch im Mittelalter einen Namen als ausgezeichnete Pfeilschützen). So ging die Eiseneinfuhr stark zurück und es war von nun an für die Kreter äuβerst schwierig, sich zu bewaffnen. Die Knappheit des Eisens machte sich auch in der Architektur und im Haushalt bemerkbar. Während Metall in Kreta nur spärlich verwendet wurde, geschah in Frankreich, Italien und Spanien genau das Gegenteil. So sehen wir, dass z.B. das Zubehör für die Feuerstellen aus Metall war, wobei es in Kreta keines gab.

Vom 15.-17. Jahrhundert erlebte Kreta eine friedliche Zeit. Der Handel blühte auf und die Hafenstädte entwickelten sich zu gröβeren Handelsstädten. Während dieser Zeit war auch ein erhöhter Verbrauch an Eisen beim Bauen zu beobachten. Bemerkenswert war und bleibt weiterhin der Gebrauch von Eisen zur Herstellung von Messern.

2. Vasiliou D. Kyriasopoulou, Professor an der Universität Thessaloniki, «΅Σιδεριές και κάγκελα από την Μύκονο», Ζυγός, Band 10-11, September-Dezember 1974.

Panelled yard door, horizontal section and outer face. 56 Nicephorou Phoca Street, Rethymnon.

Von 1645 bis 1897 befand sich Kreta unter der türkischen Herrschaft. Auf Grund seiner kriegerischen Anwendungsmöglichkeit unterlag die Einfuhr von Eisen wieder strengster Kontrolle.

Kreta wurde während Jahrhunderten von fremden Herrschern regiert. Aber die Kreter gaben ihren Kampf für die Erhaltung ihrer kulturellen und ethnischen Identität nie auf. Sie wollten schaffen, sich ausdrücken, sich weiterentwickeln, aber mehr als alles andere wollten sie die Tradition ihrer Insel erhalten.

Das kulturelle Erbe, die Eigenheiten der Natur und die jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Situationen halfen dabei, Lösungen für die schwierigen Probleme und den Ausdruck der Ästhetik zu finden, der schlieβlich zur Lebensweise wurde.

Die einfachen Leute die gelernt hatten, die existierenden Materialien zu verarbeiten und aus ihnen nützliche Gegenstände herzustellen, dürfen ruhig Künstler genannt werden.

Indem sie ihr Werkzeug selber benutzten und auch neues erfanden, arbeiteten sie im Schweiß ihres Angesichts, nicht nur bei der Studie und Herstellung eines Gegenstandes, sondern auch bei dessen Verzierung.

Dieser einheimische Handwerker, ein einfacher Mensch mit Erinnerungen und einem Erbgut aus der tiefsten Vergangenheit, trug dazu bei, dass die Tradition erhalten und auch weitergegeben wurde. Die Liebe zu seiner Arbeit ist aus der einmaligen Harmonie und Ästhetik seiner Werke ersichtlich.

Der kretische Schmied, obwohl ihm keine unbegrenzte Anzahl an Materialien zur Verfügung standen, schuf die für den Alltag nötigen Gegenstände wie landwirtschaftliches Werkzeug und Messer, die auch heute noch eine groβe Rolle spielen in der Volkstradition Kretas.

Beim Bauen wurde das Eisen nur sehr beschränkt angewendet. Hauptsächlich für die Fenster- und Türvertiefungen (Türklopfer- und Ring, Schloss, Türgriff) und Gitter. Einige an den Wänden angebrachte Haken und Nägel dienten zum Aufhängen von Schlachttieren und Säcken. Was das Eisen anbelangt, spielten die eisernen Teile an Türen und Fenstern (Scharniere, Eisenstangen, Türringe und Schlösser etc.) bei einem Haus die wichtigste Rolle.

Die Handwerker, die das Eisen verarbeiteten, wurden “Kupfermänner” genannt. Im vergangenen Jahrhundert und vielleicht schon viel früher gab es in den Städten Handwerker, die ausschlieβlich Metallzubehör für die Fenster und Türen herstellten. In der Gegend von Heraklion wenigsten waren sie als “Kyrlitzides” bekannt.

Panelled front door with grille, 19 Manouil Vernardou Street, Rethymnon.

Diese Metallgegenstände waren relativ klein. Die spezielle Hingabe der Handwerker ist unverkennbar, besonders bei der Herstellung der Türringe und Riegel so wie auch bei der Entwicklung des Schloss-Mechanismus. Ein groβer Unterschied ist zu beobachten an der Auβen- respektive Innenseite der Tür. So sehen wir, dass die Auβenseite besonders vorsichtig verarbeitet wurde, wie auch die Türringe, die Riegel, so wie der Mechanismus beim Schloss. Sogar der Ring rund um das Schlüsselloch wurde verziert. Die Innenseite der Türen war sehr einfach und nur selten mit Ornamenten versehen.

Die Eisenteile wurden zuerst im Feuer erhitzt und anschlieβend auf dem Amboss verarbeitet. Nur so konnte es die erwünschten Formen annehmen. Das Verzieren erfolgte mit Hilfe von kleinen Matritzen und einem Hammer. Mit diesem Werkzeug und viel Geduld konnten die Schmiede herrliche Motive hervorzaubern.

Die Verarbeitung der gehämmerten Gegenstände, wie sie beim Bauen angewendet wurden, hing auβer von der finanziellen Situation auch von der Ästhetik und des architektonischen Ausdruckes jeder Zeit ab.

Was Eindruck macht ist die Verzierung der Türringe und die Formen der Riegel in den Klöstern. Die Handwerker gaben bei der Herstellung dieser kleinen Gegenstände mit ihren byzantinischen Motiven ihr Bestes.

Die Übernahme von Techniken anderer Kulturen oder die Techniken der einheimischen Handwerker hingen von der Kunst und Technik, der Neigung und dem Einfallsreichtum, dem Geschmack und der Liebe für ihr Werk ab. Dieses bemerkenswerte Handwerk ist und bleibt für uns ein einmaliges Erbe.

“Die Natur zwang den einfachen Menschen, die Grundlage, das Nötige in der Natur und im geistigen Leben zu finden.” (D. Pikionis)